Fahrradgeschichten:

Tja, ich habe wieder ein neues Fahrrad. Bereits das zweite in dieser Woche. Am Donnerstag hatte ich mir für ganze 371 RMB (etwa 36 Euro) ein tolles Chinesisches Fahrrad mit Fahrradkorb und einem dicken Schloß gekauft und habe damit bereits am ersten Tag eine tolle Tour gemacht. Abends hatte ich Ming auf ihren Inlinern durch die Gegend gezogen und ihr gezeigt, wie man mit damit bremst. Ach, das Fahrrad war schon toll. Weniger als 24 Stunden später hatte mir das jemand von einem Fahrradparkplatz bei meiner Bushaltestelle weggeklaut. Ich hatte das mit meinem dicken Schloß an einem Straßenschild angekettet und als ich von der Arbeit nach Hause kam, stand da eben nur noch das Schild. Ohne Fahrrad. Und ich mußte nach Hause gehen. So sind Ming und ich heute morgen zum Bahnhof, um auf einem "Privatmarkt" ein "gebrauchtes" Fahrrad zu kaufen. Es gibt, laut Gesetz, keinen Markt für gebrauchte Fahrräder und da mir die ganzen neuen Fahrräder auf Dauer zu teuer werden, immerhin wurde mir letztes Jahr auch ein Fahrrad geklaut, habe ich dann auch mal auf diesen "Gebrauchtmärkten" zugegriffen. Nun habe ich für 100 RMB ein gebrauchtes, uraltes Mountainbike. Das Schloß ist sogar noch dran, aber leider hat niemand, den ich kenne, einen Schlüssel dafür. Wie gesagt, das Geschäft war nicht wirklich vertrauenserweckend und ich mußte mir das Fahrrad unter ein paar Kisten hervorkramen. Ming fuhr mit der Bahn zu unserer Wohnung und ich fuhr wieder Fahrrad.

Rechts habe ich übrigens ein Bild eingefügt, das ich auf dem Weg, zur Arbeit gemacht habe. Eigentlich haben die Feuerwehrautos eine Kabine, aber ich schätze, daß es den Jungs einfach zu warm war. Die hatten kein Blaulicht an, aber der Fahrstil könnte darauf schließen lassen. Ich hätte dort oben wahrscheinlich Schiß gehabt und die Jungs haben sich auch gut festgekrallt.

Arbeit:

Ich denke, ich habe, etwa zu der Zeit, als mein schönes Fahrrad geklaut wurde, wirklich begriffen, was die Jungs bei der Arbeit nun wirklich von mir wollen und jetzt kann ich endlich zielsicher auf ein Ergebnis hinarbeiten. 

Rechts unten seht ihr übrigens das Testgerät, das ich modifizieren soll.

Continental hat sich anscheinend bei der Firma, die in Korea die Mercedes-Benz-Busse unter Lizenz baut eingekauft und nun geht die Produktion der Bremsanlage an SABS. Tja, da es ein kleinerer Bus ist, hat dieser einen zusätzlichen Bremskreislauf für die Vorderachse und somit funktionieren keine der existierenden Testgeräte. Da dies auf die MK 20 Baureihe aufbaut, könnte man mit einigen Modifikationen das Testgerät hierfür benutzen, aber dummerweise ist der Quellcode geschützt und somit geht das nicht. Tja, das Gerät, das ich nun modifiziere, basiert aber auf einer ganz anderen Technik, also muß ich mir da andere Wege suchen, um ans Ziel zu kommen. Erst einmal werde ich mich für ein paar Tage im Labor einschließen, um herauszufinden, wie man die Spulensignale aus den ECUs (Electronic Control Unit) auslesen kann, ohne daß die beim Selbsttest meckern und jeden Dienst verweigern. An Schaltpläne komme ich so ohne weiteres nicht dran. Vor allem die Schaltpläne der ECU sind streng vertraulich und ganz geheim. Tja, außerdem habe ich Informationen zum Selbsttest bekommen, die ich unter "sehr unwahrscheinlich" einordne und deshalb mache ich mich eben selbst auf die Suche. Mit den Signalen, die ich noch gewinnen muß, werde ich über einen Filter und einen kleinen Verstärker die Ventile des Mercedesbremssystems ansteuern und die HCU (Hydraulic Control Unit) steuern können. Daß die Testsoftware dann noch geändert werden muß, versteht sich von selbst und dies ist im Moment das, was mir am meisten Kummer bereitet. Ach ja, ein Kollege hatte das Testgerät, das ich im letzten Jahr gebaut hatte weggeschlossen, weil er das doch noch dauernd für EMV-Tests braucht und er nicht will, daß da jemand Schmu mit macht. 

Das Gebäude links ist das neue Polizeipräsidium. Dieses Bild habe ich nur wenige Minuten, bevor ich gemerkt habe, daß mein Fahrrad geklaut wurde, gemacht.

 

Freitagabend, nachdem mein Fahrrad geklaut wurde, war ich von einer Freundin und ihren Freunden zum Essen eingeladen und danach hatte ich wieder die Gelegenheit, die berüchtigte Maoming Lu herunterzuschlendern und es hatte sich kaum etwas verändert. Ein Club war neu, die Buddha Bar war geschlossen, es waren dort etwas weniger Leute als sonst, aber sonst gab es nichts Neues. Auch im Fuxing Park und im Face waren wir, aber auch da hat sich nicht viel getan.

Samstag waren Ming und ich unterwegs, um unsere Wohnung weiter einzurichten und auch in Shanghai fährt man dann zu Ikea (hier etwa "I Jia Jia Jü" ausgesprochen). Auch da könnte ich sagen, gibt es kaum Unterschiede zu den Ikeas in Europa. Es gibt eine große Kiste mit Esstäbchen und die Beschriftung ist eben überall auf Chinesisch, aber sonst ist auch hier alles gleich. Vor allem bei Küchenartikeln war Ming etwas überfordert und wußte überhaupt nicht, wofür man die ganzen Sachen braucht. Abends haben wir nur noch ein Regal zusammengebaut, etwas aufgeräumt und das Wohnzimmer umgestellt. 

Hier sehen wir noch einmal Ming in der Kinderabteilung bei den Schlangen:

 

Heute wollte ich Ming das Schwimmen beibringen, aber wir verschieben das und machen erst einmal ein paar Besorgungen.

 

 

Ming versucht übrigens, mir weiter Chinesischunterricht zu geben, da sie aber aus Fujian weit im Süden Chinas kommt (eine Insel in der Straße von Taiwan) und einen entsprechenden Dialekt spricht, ist das etwas schwierig. Shanghai ist ja auch alles andere als dialektfrei.

 

 

Man könnte das folgendermaßen vergleichen: Eine Schweizerin versucht, mir im tiefsten Bayern hochdeutsch beizubringen. An einige Besonderheiten habe ich mich bereits gewöhnt, aber ich verstehe trotzdem die meisten anderen Leute deutlich besser als sie.

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