26.02.2003    Radfahren in Shanghai

      Heute sind wir zum ersten mal richtig in die Innenstadt gefahren und wir können es selbst kaum glauben, daß wir noch leben! In Shanghai gilt, daß man erst einmal losfährt und dann auf der Kreuzung schaut, was da angerast kommt, um dann auszuweichen, was aber irgendwie dann doch nie so richtig nötig wird. Ampeln werden zwar nicht ignoriert, aber sie sind hier nicht so wichtig. Die Ampeln geben lediglich an, wer etwas mehr, oder wer etwas weniger Vorfahrt hat. Gehupt wird sowieso immer und man hat sich irgendwie schon daran gewöhnt.

Irritierend ist, daß es überall Einbahnstraßen gibt, bei denen man mal mit dem Auto oder dem Fahrrad nicht hineinfahren darf.

Hauptstraßen sind für Fahrräder tabu (Dann sind es aber auch wirklich Hauptstraßen) und so nimmt man eben die verwinkelten Nebenstraßen, in denen so unglaublich viele Fahrräder unterwegs sind. Beschreiben kann ich das nur mit dem Vergleich mit einem riesigen Ameisenhaufen.

Für das westliche Auge ist das nur ein heilloses Durcheinander, aber alles fließt irgendwie dann doch in die richtige Richtung. Wenn dann Autos durch diesen Ameisenhaufen fahren, wirken sie wie eine Fracht, der einfach irgendwie ausgewichen wird. Hier sind die Autos wirklich benachteiligt und mit dem Fahrrad ist man deutlich schneller.

Der Versuch, sich an Hochhäusern zu orientieren, scheitert schon im Ansatz. Wie will man sich im Wald an einem Baum orientieren? Das Radisson SAS in Hamburg, das Europacenter in Berlin, der RWE-Tower in Essen oder auch die Banken- und Versicherungsgebäude in Frankfurt wären hier nur Sträucher in einem riesigen Wald.

Hier in Shanghai steht übrigens auch der Jin Mao Tower. Mit 420 Meter (Laut Lonely Planet sogar 460 Meter) ist er das dritthöchste Gebäude der Welt aber ohne Stadtplan würde ich den wahrscheinlich gar nicht finden. 

Zwischen all diesen Hochhäusern stehen noch immer diese kleinen Hütten, die man aus den Vororten kennt. Wenn man einfach nicht nach oben schaut, fühlt man sich noch wirklich wie in einem chinesischen Dorf, in dem nur etwas viele Fahrräder unterwegs sind. Mir erscheint das alles noch immer wie eine Fassade im Freizeitpark.

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