Orientierung

Die Orientierung in Shanghai fällt mir inzwischen recht leicht, da ich nicht nur die Gegend etwas kennengelernt habe, sondern mir auch Besonderheiten bei den Straßennamen (die übrigens überall neben dem Chinesisch auf Pinyn oder Englisch aufgeschrieben sind) aufgefallen sind.

Lu heißt generell Straße. Dann hat jede Straße einen Namen und dann noch einen Teil, der dem Lu vorrangestellt ist. So heißen die Straßen hier Donglu, Zhonglu, Xilu, Beilu und Nanlu.

Donglu heißt Oststraße, Xilu Weststraße, Zhonglu Mittelstraße Beilu Nordstraße und Nanlu Südstraße.

So weiß man einmal, ob es eine Nord-Süd-Verbindung oder eine Ost-West-Verbindung ist und spätestens an der nächsten größeren Kreuzung kann man erkennen, in welche Richtung man gehen muß, denn auf den Straßenschildern stehen zusätzlich noch Pfeile mit den Himmelsrichtungen.

Vor den Kreuzungen werden auch auf den Richtungsangaben die kommende Querstraße angegeben.

Ein Polizeiauto mit Blaulicht darf getrost überholt werden, da das Blaulicht hier nur bedeutet, daß da ein Polizeiauto ist. Selbst bei Erkundungsfahrten ist das Blaulicht eingeschaltet.

Auf dem Bild links sind wir auf einer der Stadtautobahnen, die auf einer gut 30 Meter hohen Trasse durch die Innenstadt geführt wird. Das Polizeiauto gut 20 Minuten mit Blaulicht neben uns hergefahren, beziehungsweise, es stand neben uns und es wurde von allen getrost ignoriert.

Na, gehupt wird ja auch immer und es wird getrost ignoriert.

Wenn jemand hupt, heißt das viel mehr, "Hallo, ich komme, also nicht erschrecken, wenn Du mich gleich siehst!"

Die Fahrradflut in Shanghai ist wirklich unglaublich und unbeschreiblich. Holland und das westfälische Münster sind verglichen mit Shanghai fahrradfrei!

Weitere Beobachtungen:

Dann wollte ich noch Bilder von den Baustellen nachreichen, was ich hiermit mache.

Das Gerüst besteht wirklich aus Bambus.

Sehr beeindruckend finde ich die neuen Wohnblocks, die entstehen.

Das  Baugerüst startet im Erdgeschoß und es wird praktisch mit dem Gebäudebau hochgezogen. Das gesamte Gerüst hängt dann am Gebäude, bis es die endgültige Höhe erreicht hat.

Dann wird oben begonnen, das Haus zu verputzen und zu streichen, bis das Baugerüst wieder auf dem Boden angekommen ist und abgebaut werden kann. Es gibt auch einige Bauruinen, an denen wieder weitergearbeitet wird, wenn der Bauherr weitere Investoren aufgetrieben hat. Hier wird erst einmal angefangen zu bauen und dann wird so lange gearbeitet, wie das Geld vorhanden ist. 

 

Ebenfalls beeindruckend ist die Stromversorgung in Shanghai.

Die Hochspannungsleitungen verlaufen wie auch die Fernsehkabel und Telefonleitungen auf den Pfeilern in den Straßen.

Wie wir hier sehen, hängen selbst die Trafos in der Luft.

Hier in Shanghai fahren übrigens auch noch Busse mit Oberleitungen. Das hatte ich nur einmal in Budapest gesehen.

Geheizt wird hier in Shanghai eigentlich gar nicht, da Shanghai südlich einer von der chinesischen Regierung festgelegten Grenze liegt, ab der geheizt werden darf.

Zum Glück haben wir hier Klimaanlagen, die auch heizen können.

Daher kommen übrigens auch die Stromschwankungen.

Zwei Klimaanlagen pro Wohnung, die am normalen 220 Volt Netz angeschlossen sind, ziehen schon einiges an Strom und bei den großen Leitungslängen sinkt da schon die Spannung um ein paar Volt!

In der Firma wird anscheinend auch nicht geheizt, zumindest ist mir auch mit einem T-Shirt, einem Longsleeve und einem Pullover kalt.

Hier sitze ich auch noch in voller Montur, obwohl die Klimaanlage durchläuft.

Die Informationsreichhaltigkeit ist entgegen dem ersten Eindruck doch stark eingeschränkt, zumindest wird man hier nicht gerade mit Nachrichten belästigt.

Deutsch- und englischsprachige Zeitungen habe ich in normalen Geschäften noch nicht gesehen, ich weiß jedoch, daß sie in der Botschaft erhältlich sind. Zusätzlich gibt es in Hotels meist veraltete Zeitungen aus aller Welt.

Die Nachrichtensendungen auf CCTV9 sind vielleicht doch etwas einseitig und mir fehlt eine zweite Meinung in der Berichterstattung.

Etliche Internetseiten sind (wenn auch nur vorrübergehend) gesperrt.

Wir informieren uns meistens über N24.de und diese Internetseite funktionierte bisher immer, wenn auch die Ladezeiten unglaublich lang sind.

Tagsüber wirkt CCTV9 wie ein Werbesender für China und speziell für Shanghai.

Ansonsten ist das Fernsehprogramm kaum auszuhalten. Das Programm ist unglaublich grell und auch pantomimische Shows sind für meinen Geschmack alles andere als lustig. Es werden viele reiche und schöne Mensche gezeigt, die oft etwas westlicher aussehen als die Bevölkerung auf der Straße.

In der Werbung herrscht ebenfalls ein eher westliches Schönheitsideal. Auf vielen Plakaten strahlen Blondinen, aber vor allem bei jungen Produkten scheint wieder ein etwas asiatischeres Aussehen gefragt zu sein.

An dieser Stelle wollte ich auch noch etwas zur Geschichte Chinas der letzten einhundert Jahre schreiben, dazu fehlt mir aber inzwischen die Kraft. Ebenfalls wird bald ein Bericht über mein Praktikum bei SABS und ein Bericht über das Gesundheitswesen folgen.

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