Lange Zeit erst mal nix,...

Sorry, daß es so lange nix von mir zu lesen gab, aber ich habe echt kaum Zeit. Jammern will ich hier aber nicht, denn es geht mir nach wie vor wirklich prima. Weil wir morgen nach HuangShan fahren, gibt es hier auch nur einen kurzen Bericht.

Nun ja, hierbei stütze ich mich wieder auf Gesprächen mit Kollegen, Freunden und Bekannten, deshalb übernehme ich keine Gewähr über die Richtigkeit.

Gewerkschaften in China

Die Gewerkschaften in China sind der absolute Kracher. Sobald man eine feste Anstellung hat, ist man in der Gewerkschaft. Ob man will, oder nicht, das ist hier egal. Man bekommt ein hübsches Büchlein und darf auch Beiträge zahlen. Nun kann man sich fragen, ob die Gewerkschaften nicht ein wenig mehr für die Arbeiterrechte, Freizeit, Lohnerhöhungen, Versicherungsschutz oder sicherer Arbeit einsetzen, aber weit gefehlt. Urlaub gibt es zwar, aber für die meisten Urlaubstage muß man an den Wochenenden vor- oder nacharbeiten. Wirklich vergoldet wird die Arbeit nicht und in meinem Arbeitsvertrag steht zum Beispiel, daß ich bei einem Betriebsunfall von der Firma maximal 100 RMB (ca.10 Euro) erhalten kann. Dann kommt aber auch niemand auf die Idee, einmal zu streiken. Da fragt man sich, wo die Gewerkschaft eigentlich ist und wenn man nachfragt, wo deren Bosse sitzen, dann erhält man die Antwort, daß die höheren KP-Genossen natürlich die Gewerkschaftsvorsitzenden sind. Die KP-Genossen sind aber auch die Geschäftsführer, oder zumindest weit oben im Management. Naja, man kann ja viel (auch gerechtfertigt) auf die deutschen Gewerkschaften schimpfen, aber unsere Gewerkschaften in Deutschland sind mir dann doch etwas lieber.

Taiwan

Also, zu Taiwan hatte ich im letzten Jahr schon etwas geschrieben, aber mit den Ereignissen des letzten Jahres hat sich dann doch etwas geändert. Früher hieß das kommunistische China "Peoples Republic of China" und wurde von Peking aus regiert. Das sahen die Leute in Taiwan jedoch anders, denn deren Regierung wurde nach dem zweiten Weltkrieg aus Peking vertrieben und "regierte" China quasi aus dem Exil und deren China hieß "Republic of China (Taiwan)". Nun sollte man meinen, daß es ein großes Konfliktpotential gibt, wenn zwei Regierungen die Herrschaft über ein Land beanspruchen, aber hier ist das Gegenteil der Fall. In jedem Fall bedeutet dies, daß China und Taiwan zusammen gehören und daß es ein Volk ist. Wer nun wirklich regiert, ist letztendlich egal.

Bei den letzten Wahlen in Taiwan hat eine der Volksparteien die Unabhängigkeit von China in ihr Programm aufgenommen und nun will sich Taiwan eben nur "Republic of Taiwan" nennen. Damit wäre aber getrennt, was nach Auffassung vieler Festlandchinesen zusammen gehört und dieser Zustand ist unannehmbar. Zwar gab es in den letzten Jahren immer wieder (mehr oder weniger halbherzige) Anträge Taiwans bei der UNO, Taiwans Unabhängigkeit anzuerkennen, diese Anträge waren jedoch stets erfolglos. Nun scheinen die Taiwaner aber tatsächlich Ernst zu machen. Ein Kollege geht deshalb davon aus, daß es bald einen Krieg um Taiwan geben könnte. Daß hierbei ein Krieg deutlich größeren Ausmaßes ausufern könnte, liegt auf der Hand. Ich persönlich halte dies für extrem unwahrscheinlich, aber wer weiß, wer hierbei sein Gesicht verlieren könnte. Zu spaßen ist darüber leider nicht.

Sonstiges:

Ja, morgen Abend fahren wir nach Huang Shan (die gelben Berge). Wir sind leider (oder zum Glück) nur zu zweit, weil viele nicht frei bekommen haben, sich verletzten, oder auch am Wochenende arbeiten müssen. Ich jedoch freue mich wie ein kleines Kind. Hoffen wir, daß das Wetter gut ist und ich viele schöne Bilder machen kann, um diese Homepage wieder etwas bunter zu machen. Wir nehmen dann am Montag wieder den Nachtzug und kommen dann am Dienstag Vormittag wieder in Shanghai an. Ob ich dann direkt zur Arbeit fahre, muß ich noch sehen.

Bei der Arbeit habe ich heute einen Rückschritt zu den Wurzeln gemacht. Tja, etwa zwei Wochen Arbeit war ziemlich vergebens und das Ergebnis, das ich nun anstrebe, ist verblüffend einfach und kaum wert, in eine Diplomarbeit geschrieben zu werden. Immerhin habe ich noch die ganze Software vor mir und daraus läßt sich bestimmt noch einiges machen. Bisher habe ich etwa 15 Seiten geschrieben und habe nur erklärt, was ich da eigentlich gefordert ist und was die Rahmenbedingungen sind, ohne auch nur einen Handschlag von mir beschrieben zu haben.

Morgen Früh/Mittag gehen wir aber wahrscheinlich erst noch einmal schwimmen. Ming trainiert für Olympia in Peking und sie hat ihre Schwimmfähigkeiten in den letzten zwei Wochen mehr als verdoppelt, denn sie kann jetzt etwa 15 Meter ohne Pause schwimmen.

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